Ein ganzes Kollegium erstellt Lernumgebungen in Moodle

Der Dienstag nach dem Reformationstag in Hamburg. An der Reformschule Winterhude trifft sich das ganze Kollegium in der Aula, um gemeinsam Unterrichtsvorbereitung zu machen. Der Rahmen ist eine Ganztagskonferenz.

Dabei ist diese Unterrichtsvorbereitung etwas besonderes: Das Kollegium hat sich verabredet, Lernumgebungen in dem Lern-Management-System (LMS) Moodle zu erstellen. Dabei ist der Begriff „Lernumgebung“ neu. Der Begriff ist aus der Diskussion um Digitales Lernen entstanden und meint die digitale Bereitstellung aller Ressourcen für die Bearbeitung eines Themas oder einer Lerneinheit.

In der klassischen Schule war der Lehrende der Hüter der Lerneinheit, er/sie führte die Schüler*innen durch eine meist lineare Vergabe von Aufgaben durch die Einheit. An der Winterhuder Reformschule (WiR) wird schon seit Jahrzehnten in sog. Bausteinen gelernt, mit denen sich die Lernenden im eigenen Tempo und Auswahl der Aufgaben durch die Lerneinheit bewegen konnten. Meist waren diese Bausteine eine zusammengeheftete Sammlung von Arbeitsblättern, die nacheinander abgearbeitet wurden.

Die Digitalisierung brachte ganz neue Möglichkeiten. Gepusht durch die Pandemie, hat sich die WiR konsequent auf das Lernen mit digitalen Ressourcen umgestellt. 90% aller Schülerinnen und alle KollegInnen haben iPads, das Schul-WLAN ist für alle zugänglich. Alle in der Schule haben eine eigene Email-Adresse, für die Kommunikation nutzen wir iServ. Es fehlte noch eine passende digitale Lernplattform, das in der Anfangszeit der Corona-Pandemie genutzte Microsoft-Teams wurde vom Datenschutzbeauftragten verboten.

Vor einem Jahr einigte sich die Schulgemeinschaft, die Open-Source-Software Moodle als Lernplattform zu nutzen. Ein Jahr verging mit Skepsis, vorsichtigen Herantasten, Begeisterung bei einigen Kolleg*innen und auch grundsätzliche Debatten, ob wir nicht wichtigere Probleme lösen müssten. Jetzt nach dem Reformationstag war die Zeit reif, sich gemeinsam an die Arbeit zu machen. Die Aula wurde neben dem Plenum zu einem Co-Working-Space. Das Support-Team lief in gelben Westen umher, um schnell technische Tipps zu geben.

Die Vorerfahrungen mit Lernplattformen und digitalen Tools ist im Kollegium (wie wahrscheinlich in allen Schulen) sehr unterschiedlich. Trotzdem ist es an diesem Tag gelungen, ein Gefühl des „wir arbeiten alle zusammen an Lernumgebungen“ für unsere Schüler*innen. Schon die Vorbereitung und die Konferenzplanung lief über Moodle. In Austausch- und Wertschätzungsrunden wurde sich gegenseitig über das Geschaffte berichtet. Für einige Kolleg*innen war es der erste Kontakt mit Moodle, andere haben ihre schon vorhandenen Lernumgebungen verfeinert und die schier unerschöpflichen Möglichkeiten weiter ausgelotet.

In der Unterrichtspraxis läuft natürlich nicht gleich alles rund: Aber ist aus meiner Sicht auch ein wichtiges Signal an die Schülerinnen, dass auch die Lehrerinnen Lerner sind, die sich in die neuen Möglichkeiten digitaler Ressourcen einarbeiten.

In den Lernumgebungen im Moodle werden zwar alle Lernaufgaben und Aktivitäten bereitgestellt. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Lernenden nur alleine vor dem Gerät sitzen. Die Organisation der Beziehungen und Beratungen im Lernprozess ist jetzt die zentrale Aufgabe der Lehrer*innen geworden.

So hat uns der Reformationstag auch einen weiteren Schritt in der reformpädagogischen Entwicklung an der Reformschule Winterhude gebracht. Es werden noch viele weitere notwendig sein. Wir sind guten Mutes.

Semesterprojekte gestartet

Agile Schule steht auf einem Poster, das auf unserem Klassenbildschirm auftaucht. Der typische Kreis der Iteration, der Sprint, ist deutlich zu erkennen. Als Warm-Up gibt es eine Präsentation von Benjamin Adrion, dem ehemaligen Profi vom FC St. Pauli, in dem er das Projekt „Viva con Agua“ vorstellt.

Wir starten in den dritten Projekttag von fünf in diesem Semester. Unter der Überschrift „Mit Gemeinwohl die Welt retten!?“ erarbeiten die Schüler_innen Geschäftsideen für ein eigenes Start Up. Wir orientieren uns dabei an dem Konzept der Social Entrepreneuship Education des Vereins SEEd aus Kiel https://seed.schule . Der heutige Projekttag steht nach der Ideensammlung und der Zielgruppenanalyse im Zeichen des Geschäftsmodells. Die 13. Klasse an der Oberstufe der Winterhuder Reformschule ist jedoch nur spärlich anwesend.

Nachdem ich in meinem letzten Beitrag von der Struktur der Projekte an der Oberstufe in Hamburg-Winterhude berichtet habe, soll es heute mehr um die Schwierigkeiten und Hemmnisse bei der Entwicklung von Projektlernen an der Oberstufe gehen.

Nur etwa die Hälfte der Schüler_innen in der Klasse sind an diesem Montag morgen anwesend. Der Rest hat sich krankgemeldet, hat Arzttermine oder will lieber zu Hause arbeiten. Wenn auf dem Stundenplan „Klausurvorbereitung“ gestanden hätte, wären alle da. Das zeigt, Projektarbeit hat gegenüber klassischem Lernen an der Oberstufe, bei dem es in erster Linie um Bestehen einer Klausur und den Abi-Prüfungen geht, einen schweren Stand. Auch wenn die Schüler_innen in der Sekundarstufe I viele Erfahrungen mit Projekten und freien Lernformen gemacht haben, in der Oberstufe scheint es wieder verlernt zu sein.

Das liegt an der oberstufentypischen Struktur von Fächern, die in erster Linie von Wissenaneignung ausgehen. Diese Fächer werden getrennt voneinander unterrichtet, jedes Fach erteilt eine eigenen Note. Ziel der Oberstufe, das äußern mir gegenüber die Schüler_innen immer wieder, ist das Erreichen einer möglichst guten Abiturnote. Die Chance, sich an der Studienstufe zwei Jahre lang mit spannenden Themen vertieft auseinandersetzen zu können, wird so nicht als Privileg wahrgenommen. Bei einer Umfrage am Anfang des Schuljahres in meiner Klasse war „Durchkommen“ das vorherrschende Motto.

Der Befund für mich ist: Die Struktur der Oberstufe ist projektfeindlich. Auch wenn im Bildungsplan Kompetenzen ausgewiesen werden, orientieren sie sich doch in erster Linie am Fachwissen einzelner Fächer. Zwar wird für das Fach Seminar fächerverbindendes und -übergreifendes Lernen gefordert, die Strukturen der Oberstufe geben aber keinen Rahmen, das sinnvoll umzusetzen.

So fordert die Böll-Stifung in der Veröffentlichung „Neue Lernkultur für alle Schulen“ in dem Kapitel „Lösungsansätze“:

„Fachliche Kompetenzen zu erwerben, liefert eine Grundlage zum Verständnis der Welt. Aber erst in der Zusammenschau unterschiedlicher fachlicher Perspektiven entstehen Antworten auf die großen Zukunftsfragen wie die Entwicklung
des Weltklimas, Globalisierung und Digitalisierung sowie die Gestaltung unserer Demokratie. Erst die Verbindung von Erkenntnissen aus den Naturwissenschaften mit den Geistes- und Sozialwissenschaften führt zu Lösungsansätzen dieser Fragen. Deshalb muss der Fachunterricht um transdisziplinäre Fragestellungen erweitert werden. Dazu eignet sich insbesondere das Lernen in Projekten, die an realen Problemen ansetzen und Handlungsorientierung, praktische Erfahrung und kritische Reflexion ermöglichen. Schulen brauchen Freiräume, um ihren Unterricht entsprechend zu gestalten.“

CORNELIA VON ILSEMANN, SYLVIA LÖHRMANN, HANNELORE TRAGESER, PHILIPP ANTONY: Neue Lernkultur für alle Schulen! Impulse für ein zukunftsfähiges Bildungswesen, Herausgeberin: Heinrich-Böll-Stiftung e.V., August 2021

Daraus folgt, dass wir, solange wir ein Oberstufensystem mit Fixierung auf Noten und Abschlussprüfungen haben, das Projektlernen in dieses System integrieren müssen. Sonst wird das Projektlernen immer ein Lernen zweiter Klasse bleiben. Die Alternative wäre eine klare Trennung von Lernen und Bewerten, ein System, in dem es große bewertungsfreie Bereiche gibt, in dem Projektlernen gleichberechtigt neben fachlichem Lernen steht.

Aber auch Lehrenden verlangt der Projektunterricht eine neue Flexibilität ab. Ein großer Hemmschuh für die Umsetzung von Projektunterricht über die Fachgrenzen hinweg ist das Fehlen von Zusammenarbeitsstrukturen unter Lehrenden. Appellartig wird immer wieder die nötige Zusammenarbeit von Lehrpersonen gefordert und beworben. Die Strukturen, in denen Schule organisiert ist, behindern aber, dass diese Zusammenarbeitsstrukturen entstehen können. Nötig wären feste Koordinationszeiten der entsprechenden Fachlehrer_innen, Zeitfenster zum gemeinsamen arbeiten. Bisher hängt es aber von jeweiligen persönlichen Engagement ab, ob eine Zusammenarbeit zustande kommt, sie wird nicht systemisch angelegt. Sie wird dadurch zu einer moralischen Frage, sie sollte aber reine professionelle Frage sein.

Gesucht sind also gute Konzepte für Zusammenarbeitsstrukturen, die systemisch in den Schulalltag integriert sind. Über Erfahrungsberichte bin ich sehr dankbar.

Auch die Organisation stellt das Arbeiten in Projekten eine Schulorganisation vor Probleme. Schon der normale Stundenplan ist schon eine große Herausforderung. Wenn dann in Projekttagen aus diesem Stundenplan ausgeschert wird, ist ein hohes Maß an Kommunikation und Geduld nötig, alle Beteiligten, Lernende wie Lehrende auf den Wechsel der Organisationsstruktur vorzubereiten. An der WiR organisieren wir 5 Projekttage im Semester, die im Abstand von 2-3 Wochen je an einem Wochentag Montag bis Freitag liegen. Dadurch „spendet“ jedes Fach gleich viel Stunden in die Projekte hinein. Die „eingestreute“ Struktur der Projekttage in den Semesterablauf braucht eine rechtzeitige Ankündigung und Raumplanung, damit keine Überraschungen entstehen („Huch, heute ist Projekttag?“). An den Projekttagen bleibt der Lehrkräfteeinsatz wie im Stundenplan bestehen, nur dass die Lehrenden dann nicht „ihr“ Fach unterrichten, sondern Begleiter in den Projekten sind. Die Projektlehrer_innen steuern die Arbeit in Zeiten ihrer persönlichen Anwesenheit und sonst über Projektplanung-Tools (ich benutze ein Padlet).

Die Umsetzung von Projekten an einer Oberstufe ist kein Vorhaben, dass schnell und leicht umzusetzen ist. Man darf auch nicht erwarten, dass sie nur mit großer Begeisterung von Schüler_innen sowie Lehrer_innen aufgenommen wird.

Ich würde mich über Erfahrungen über das Arbeiten mit Projekten und einen Austausch freuen.

Beitragsbild aus der Ausstellung „Space Mission“ von Tom Sachs, die im Moment in den Deichtorhallen Hamburg zu sehen ist. https://www.deichtorhallen.de

Start in den Hybridunterricht: Es geht doch.

Heute, Mittwoch der 15.12.2020, gehen wir in den Schullockdown. Anders als in anderen Bundesländern bleiben die Schulen in Hamburg offen. Die Präsenzpflicht wird ausgesetzt. Endlich haben wir die Möglichkeit, hybrid den Unterricht zu gestalten.

Heute Mittwoch, 8.30 Uhr. Ich öffne den Video-Konferenzraum für die Werkstatt Licht in den Jahrgängen 8-10 an der Winterhuder Reformschule. Es sind schon zwei Schüler vor mir da. Okay, einer erzählt, er liege noch im Bett. Aber hat sein iPad vor der Nase und ist bereit. Eine kurze Blitzlichtrunde ergibt, dass alle guter Dinge sind und positiv in den Fernunterricht gehen. Keiner hat Bedenken.

Also muss ich die Bande aus dem Bett holen. Auftrag: Sammelt farbige Gegenstände in eurem Zimmer und sortiert sie in der Reihenfolge des Farbspektrums. Macht ein Foto und ladet es auf unserer Flinga-Whitewall. 20 Minuten Zeit.

Das Farbspektrum

Die ersten sind nach 10 Minuten fertig, es gibt kreative Ergebnisse zu bestaunen. „Wie komme ich in die Flinga-Wall?“ Ich muss nichts sagen, sofort ist ein Mitschüler da und gibt den entscheidenden Tipp. Alles findet sich auf unserem Kurs-Padlet.

Das Padlet

Dann arbeiten die Schüler_innen selbstständig in ihren Werkstatt-Tagebüchern an ihren Themen. Die Werkstatt bietet freie Lernangebote, bei der sie selbst Schwerpunkte setzen können. Nach 45 Minuten sollen sie ihre beste Aufgabe, die sie bisher zum Thema Licht bearbeitet haben, als Mini-Portfolio abgeben. Dazu fotografieren sie entweder als Screenshot aus ihrem iPad oder als Foto aus ihrem Papier-Heft ihre Arbeit ab und laden sie im Aufgaben-Tool in MS-Teams hoch.

offene Arbeitsmöglichkeiten in der Werkstatt Natur

Die letzten 10 Minuten gehören dem Feedback und den Wünschen für schöne Weihnachtsferien.

Aber auch: vier Schüler waren nicht da. Ich habe die Klassenleitungen angeschrieben, ob sie etwas gehört haben, ob sie krank sind oder anderes. Wir lassen keinen zurück.

Mich stört, dass immer wieder von „Lernrückständen“ im Zusammenhang von hybridem Lernen gesprochen wird. Dieser Begriff suggeriert das Ideal, dass alle Schüler_innen „auf den gleichen Stand gebracht“ werden müssen. Wir wissen aber doch durch die Lernforschung, dass Lernen ein sehr individueller, manchmal chaotischer und nicht linearer Vorgang ist. Wir Lehrenden haben die Aufgabe, möglichst günstige, vielfältige Lernmöglichkeiten zu schaffen. Die Idealisierung des Präsenzunterrichts, in proppenvollen Klassen, in lärmenden Umgebungen, dann noch mit Masken, sind alles andere als eine ideale Lernumgebung. Das heißt nicht, das Präsenz nicht wichtig ist. Doch wir sollten vielfältig, flexibel, eben agil die Umgebung gestalten.

Agiler Geschichtsunterricht

Am Anfang des Schuljahres musste ich spontan einen Geschichtskurs im Jg. 11 übernehmen. Ich hatte keine Zeit mehr, mich fundiert auf die inhaltlichen Herausforderungen des Bildungsplanes einzuarbeiten. Da erinnerte ich mich an meine Session auf der Edunautika im September 2020 zum Thema Agiles Lernen. Ich konzipierte also den Geschichtskurs, der epochal stattfand mit 10 Unterrichtswochen, nach agilen Prinzipen. Die Epoche ging heute zu Ende, und ich möchte hier eine erste Bilanz der agilen Unterrichtssequenz geben.

Agiles Lernen heißt, flexibel auf ein Ziel hinzuarbeiten, im Team zu agieren, den Arbeitsprozess vor den Lehrplan zu stellen und die Erstellung eines Arbeitsproduktes in festgelegten Schleifen (Sprints) zu gestalten. Die Prinzipien des agilen Arbeitens sind im Agilen Manifest dargelegt.

„Wir erschließen bessere Wege, Software zu entwickeln, indem wir es selbst tun und anderen dabei helfen. Durch diese Tätigkeit haben wir diese Werte zu schätzen gelernt:

Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge

Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation

Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung

Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans

Das heißt, obwohl wir die Werte auf der rechten Seite wichtig finden, schätzen wir die Werte auf der linken Seite höher ein.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Agile_Softwareentwicklung

Im Bildungsplan Geschichte in Hamburg sind vier Oberthemen mit jeweils sechs Beispielen aus unterschiedlichen Epochen vorgegeben. Es geht um die geschichtliche Orientierungskompetenz.

Ich habe die Klasse in Teams von 3-4 Schüler_innen aufgeteilt und ihnen den Auftrag gegeben, sich auf ein Oberthema zu einigen, das sie bearbeiten wollen. Der Auftrag umfasst die Erarbeitung des Oberthemas und die Erstellung eines Produktes, das für die anderen Schüler_innen das Thema erfassbar macht. Das Produkt kann eine Präsentation, eine Broschüre, ein Podcast, ein Video o.ä. sein. Die Auswahl steht dem Team frei. Das Produkt sollte aber unabhängig von einer Präsentation vom Konsumenten genutzt werden können.

Jedes Team sucht sich drei Epochenthemen für das Oberthema aus, die sie bearbeiten wollen – pro Teammitglied eines. Es soll aber ein gemeinsames Produkt entstehen.

Die Kommunikation der Teams erfolgt über ein Padlet. Jedes Team bekommt eine Spalte im Padlet – und schreibt zuerst die Themen und Epochen hinein, auf die sich das Team geeinigt hat.

Der Geschichtskurs ist 2-stündig, 90 Minuten. Am Anfang der Stunden gebe ich eine strukturierende Übersicht und einen Input. Der erste Input bezieht sich auf die agile Methode. Diese Inputs können in einer eigenen Spalte im Padlet nachvollzogen werden. Weitere Inputs beziehen sich auf das

• Bearbeiten von historischen Quellen, auf die
• Übersicht über die geschichtlichen Epochen und auf die
• Unterschiede von Sach- und Werturteilen.

Jedes Team bekommt ein Kanban-Board auf einem Flipchart-Papier. Mit einem Stapel Post-Its ausgerüstet, planen die Teams ihre ersten Sprints. To Do – Doing – Done sind die Spalten im Kanban-Board. Wichtig ist dabei, das die Tasks, die Aufgaben-Einheiten, in einer Woche von einer Person zu erledigen sind. Auf den Post-Its werden die Aufgabe und der Name des Teammitglieds geschrieben, die die Aufgabe übernimmt.

Dann ging es in vier Sprints. Ein Sprint ist ein Zyklus, in dem ein Produkt entwickelt wird. Ein Sprint läuft in einem festgelegten Ablauf ab. Bei uns lief der Sprint über eine Woche, von Stunde zu Stunde:

• Sprint Planning: Das Kanban-Board wird mit Tasks bestückt und auf das Team verteilt.
• Task-Operation: Aufgaben abarbeiten
• Stand-Up-Meeting: Kurze Treffen, die den Stand der Arbeit austauschen
• Sprint-Review: Was wurde im Sprint geschafft, was muss im nächsten Sprint erledigt werden?

Das Team erstellt einen kurzen Sprint-Review-Bericht, den es in seine Spalte im Padlet stellt. Der Bericht dient als Arbeitsnachweis.

Und dann beginnt der Zyklus von neuem, mit neuen Tasks. Vorteil dieser Methode ist, dass keine starre Zeitplanung eingehalten werden muss, sondern flexibel, agil, auf die Arbeit des Teams reagiert werden kann. Jedes Team macht seinen eigenen Plan. Es wird kein Plan vom Lehrenden vorgegeben.

Das heißt aber auch für mich als Lehrer, Kontrolle abzugeben. Ich war nicht mehr im Bilde über den Arbeitsstand in den Team und musste auf die Arbeit der Schüler_innen vertrauen. Das ist ein ganz wichtiges Element im agilen Arbeiten. Das Loslassen von der Kontrolle – das ist eine schwierige Aufgabe und ein großer Rollenwechsel.

Die Ergebnisse der Schüler_innen waren meist Präsentationen, von denen einige sogar mit einer Audiospur besprochen wurden. Eine Gruppe hat eine Broschüre erstellt, eine andere ein Plakat. Die Produkte können alle Schüler_innen des Kurses für die weitere Arbeit im Fach Geschichte mitnehmen.

Nach der Fertigstellung der Produkte stellten die Team in „Vermittlungsgruppen“ ihre Ergebnisse vor. Wir bildeten drei Vermittlungsgruppen, in den jeweils ein Vertreter jeder Gruppe saß. Die erste Vermittlungsrunde diente der Information, in der zweite Vermittlungsrunde erfolgte die Diskussion übergeordneter Fragestellungen. Die Fragen wurden von mir vorgeschlagen und dienten der Vorbereitung eines Fachgespräches in der ganzen Klasse. Die Schüler*innen konnten aus einer Expertenrolle heraus allgemeine Fragen zur historischen Orientierungskompetenz diskutieren. Die beiden Vermittlungsrunden waren je 90 Minuten lang.

Den Abschluss der Erarbeitung bildete das Fachgespräch. Hier wurden die in den Vermittlungsrunden andiskutierten Fragen wieder aufgenommen und in der ganzen Klasse diskutiert. Hier habe ich als Lehrender die Moderation übernommen, um Impulse und Strukturierung geben zu können. Ziel des Fachgespräches war die Einordnung historischer Ereignisse in geschichtliche Prozesse und die Diskussion von Ursachen und Wirkungen von Ereignissen. Die Schüler*innen konnten ihre erarbeiteten Ergebnisse in einen größeren Kontext einordnen.

Das Fachgespräch wurde hinsichtlich der Qualität der Beiträge bewertet und war neben den Produkten und der Dokumentation der Sprints der dritte Baustein in der Bewertung der Kursleistung. Es gab dabei gemäß dem Kompetenzprinzip („es gibt keine negativen Kompetenzen“) keine falschen Aussagen. Ich benutzte das von mir erstellte Kompetenzraster. Das Ziel war nicht ein Abfragen von Wissen, sondern die Schüler*innen dazu zu bringen, über historische Zusammenhänge zu diskutieren.

Den Abschluss der Epoche bildete die (leider) obligatorische Klausur.

Im Feedbackgespräch habe sich die Schülerinnen alle positiv über die Arbeitsmethode des Agilen Lernens geäußert. Sie hätten gerne mehr Zeit gehabt, die Prinzipen einzuüben. In der Tat waren 10 Wochen eine kurze Zeit, sich an ein neues Konzept zu gewöhnen. Die Arbeitsorganisation über das Padlet haben die Schülerinnen als hilfreich und übersichtlich empfunden.

In der nächsten Klasse werde ich dieses Konzept verfeinern. Die in der Klausur deutlich gewordenen offenen Bereiche wie der Umgang mir Quellen und Zitaten oder die Erstellung eines Sachurteils werde ich in der nächsten Epoche mehr berücksichtigen. Für die Kürze der Zeit war diese agile Geschichtseinheit eine gelungenes Experiment.

Projekte in Zeiten des geteilten Lernens

Seit Anfang Mai sind die Schüler_innen wieder in der Schule in Hamburg. An der Oberstufe haben wir zwei Gruppen gebildet, die in vierzehntägigem Wechsel in den Schule kommen. Eine Gruppe macht Präsenzunterricht, die andere Fernunterricht. Wobei ich lieber von Lernen spreche, weil das ein aktiver Prozess ist.

Trotz dieser eingeschränkten Rahmenbedingungen wollte ich das geplante Projekt PPP (project planet protection) durchführen. Die Projektbeschreibung findet ihr in meinem vorletzten Beitrag. Ziel des Projektes ist es, konkrete kreative Lösungsmöglichkeiten für globale ökologische Probleme zu finden. Wir steuern jetzt auf die Zielgerade nach fünf Wochen zu.

Folgende Teams und Themen haben sich gefunden:

  • Regenwaldfeuer beenden
  • Desertifikation stoppen
  • Die Wüste bewässern?
  • Das Korallensterben stoppen
  • Die Umweltbedingungen im Hochgebirge verbessern (Nepal)
  • Mikroplastik im Meer verhindern
  • Mikroplastik in der Luft verringern

Meine Ziele waren:

  • Projektarbeit trotz geteilter Klassen durchführen
  • Teamarbeit ermöglichen, auch wenn nicht alle im Raum sind
  • Kreativität fordern statt nur Abarbeiten von Aufgaben
  • Eine Präsentationsform für die Ergebnisse finden

Das Projekt habe ich mit MeisterTask gesteuert. Ich habe ein Projekt angelegt, in dem ich die Aufgaben und Informationen für alle Teams zusammengestellt habe:

Dieses Board dient jedoch nur als Vorlage. Jedes Team sollte sich ein eigenes Board anlegen. Dazu konnten sich die Teams die Karten aus dem Vorlage-Board heraus kopieren und in ihr Board einfügen.

Die Projekte der einzelnen Teams in der Boardübersicht

Das Projekt habe ich nach agilen Prinzipien angelegt:

  • Es gibt eine User-Story, die die Anforderungen an das Projekt festlegt (s.u.)
  • Die Arbeit ist in Sprints organisiert, die jeweils eine Woche dauern
  • jede Aufgabe wird durch eine Karte definiert und einer Person zugeordnet
  • Der Sprint beginnt mit einem Sprint-Planning
  • Während des Sprints findet ein Stand-Up-Meeting statt
  • Am Ende des Sprints gibt es ein Sprint-Review.

Diese Arbeitsschritte müssen dokumentiert sein.

User-Story

Die User-Story habe ich mit dem digitalen Whiteboard flinga.fi erstellt:

User Story auf dem Whiteboard

Meine bisherigen Erfahrungen:

  • Sobald die Schüler_innen zurück im Präsenzlernen sind, fallen sie auch Wieder in typisches schulisches Verhalten: Sie erwarten vom Lehrer Aufgaben, bearbeiten diese und geben sie dann wieder ab
  • ein komplexeres Arbeiten mit selbsterstellten Aufgaben fällt den Schüler_innen sehr schwer
  • Das Einlassen auf eine feste Struktur (Sprints, eigenes Board usw.) ist ungewohnt. Sie sind es gewöhnt, die Struktur von den Lehrenden vorgegeben zu bekommen
  • Die Nutzung digitaler Tools bleibt fast nur auf Whats-App beschränkt. Die flexible Nutzung verschiedener Tools stößt auf Widerstand.

Projektpräsentation

Ursprünglich wollte ich eine Projektpräsentation mit einem Info-Stand in der Fußgängerzone machen. Das ist in der derzeitigen Situation unrealistisch. Da bleibt dann nur wieder die digitale Präsentation. Gerade an diesem Punkt hätte ich eine direkte Kommunikation mit anderen Menschen sinnvoll gefunden. Digitale Präsentationen haben immer eine große Distanz.

Schule in Jg. 12 in Hamburg gestartet

Auf die Minute genau saßen 11 Schülerinnen und Schüler auf ihren Einzelplätzen, stumm und erwartungsvoll schauten sie in dieser Prüfungs-Sitzordnung nach vorne. Die Chill-Musik, die ich während der Einrichtung des Raumes angemacht hatte, schien sie zu beruhigen.

Die Hälfte der Klasse 12 darf in die Schule kommen, die andere Hälfte bleibt zu Hause im Heim-Lernen. Eine Gruppe kommt eine Woche in die Schule, die andere in der zweiten – immer alternierend. Wahrscheinlich wird dieser Wechsel das Modell für die Restzeit des Schuljahres bis zu den Sommerferien.

Die Gesprächsrunde am mit den Schülerinnen und Schüler zeigte, dass sie trotzt der Sondersituation viele wichtige Erfahrungen mit sich und dem Lernen gemacht haben. Fast alle berichteten, dass sie sich erst einmal neu organisieren mussten in ihrer Arbeit. Sie habe viele Erfahrungen in ihrer Selbstorganisation gemacht. Es kam eine lange Liste von Tipps zum häuslichen Lernen zusammen.

Die meisten schätzten die neue Freiheit, sich die Arbeit selbst einteilen zu können, selbst entscheiden zu können, wann und wie sie arbeiten. Trotzdem bleibt das Lernen eher fremdbestimmt. Die Lehrenden schicken Aufgaben, Arbeitsblätter und Deadlines, die abgearbeitet und eingehalten werden müssen.

Am meisten vermissten sie den Kontakt untereinander und die Unterstützung durch die Lehrenden. Besonders in Mathe wurde das Fehlen eines erklärenden Lehrers schmerzlich vermisst. Sie berichteten auch von einer gewissen „Ödnis“, jeden Tag nur Aufgaben und Arbeitsblätter abzuarbeiten.

Wie kann ein zweigleisiges Lernen, Präsenz-Lernen und Heim-Lernen, in den nächsten Wochen aussehen?

Die klassische Version wäre, Aufgaben in das Heim-Lernen zu geben, und diese im Präsenzlernen zu besprechen und dann ein neues Thema vorzustellen, und die Lernenden wieder mit Aufgaben ins Heim-Lernen zu schicken.

Mir schwebt allerdings vor, das Präsenz-Lernen und das Heim-Lernen zu verzahnen. Ich möchte Lern-Teams bilden, die die kollaborativen Möglichkeiten des Digitalen nutzen, trotz Distanzregelungen gemeinsam an Lernprojekten zu arbeiten. Gemeinsame Dokumente, Video-Konferenzen, Lernaufgaben kollaborativ bearbeiten – das kann gut in Teams passieren, von denen ein Teil jeweils pro Woche in der Schule sind, und der andere Teil im homeoffice.

Ich möchte 2x den gleichen Inhalt bearbeiten, sondern in der Lerngruppe jede Woche ein neue Niveau anstreben. In einer Aufgabe hat ein Team von vier Schüler_innen die Aufgabe bekommen, ein Themenfeld („Savannen“) zu bearbeiten und die Ergebnisse in einem Weblog zu präsentieren. Ich habe ihnen einen Aufgabenpool zur Verfügung gestellt, den sie selbst in ihrem Team verteilen mussten.

Obwohl nur eine Halbgruppe in die Schule kommt, möchte ich das geplante Projekt „PPP – Planet Protection Project“ mit den Schüler_innen durchführen. Dabei werden kleine Teams beauftragt, Lösungskonzepte für globale ökologische Problem in verschiedenen Weltregionen zu suchen.

Ich steuere das Projekt über Meistertask. Dabei sollen jetzt die Teams ihr agiles Board selbst erstellen. Bisher habe ich das Board betreut. Ich bin gespannt, ob sich ein Projekt auch unter den Bedingungen einer Halb-und-Halb-Schule umsetzen lässt. Auf jeden Fall werden die “4Ks“, Kollaboration, Kommunikation, Kreativität und kritisches Denken gefordert werden.

Ich werde hier über den Fortgang des Projektes berichten.

Portfolios als Lernnachweis

Schlagartig sind sie weg, die Schülerinnen und Schüler. Kein Hausaufgabenvergleich, keine Arbeitsblätter, die ausgefüllt werden können.

Da bietet sich das Portfolio als Lernnachweis an. Ein Portfolio ist erstmal eine Sammlung von eignen Arbeiten. Meist wird zwischen

  • Lernportfolio
  • Bewertungsportfolio
  • Präsentationsportfolio

unterschieden. Das Lernportfolio ist die mehr oder weniger geordnete Sammlung der Lernaufgaben. Man könnte auch sagen, eine gut sortierte Mappe.

Das Bewertungsportfolio ist eine Auswahl aus dem Lernportfolio, die besonders gelungene Aufgaben zeigt, die Grundlage einer Bewertung werden sollen. Dabei müssen verschiedene Kompetenzen und Aufgabenformate gezeigt werden. Das sollte man mit dem Lehrenden absprechen.

Das Präsentationsportfolio sind besondere gute Leistungen, die bei Lernentwicklungsgesprächen, für Ausstellungen oder Blog-Veröffentlichungen oder anderen besonderen Anlässen gezeigt werden.

Das Bewertungsportfolio setze ich gerade jetzt im homeschooling gerne ein, damit die Lernenden ihre eigene Auswahl von Aufgaben zeigen können. Die Aufgaben bekommen sie in einem Forschungsplaner (siehe Anlage), den sie im eigenen Tempo bearbeiten. Aus ihren Aufgaben im Lernportfolio wählen sie dann die Aufgaben aus, die sie im Bewertungsportfolio vorlegen wollen. Dabei müssen sie mehrere (z.B. drei) verschiedene Aufgabentypen zeigen. Das kann z.B. ein langer Text, eine eigene Zeichnung und ein Versuchsprotokoll sein.

Gegen das Portfolio wird oft eingewendet, dass es soviel Zeit kostet, es zu bewerten. Dazu habe ich ein Raster entwickelt, in dem Rückmelde-Textbausteine stehen,  die einer Bewertungskategorie zugeordnet sind. Die zutreffenden Textbausteine färbe ich dann ein. Aus den eingefärbten Passagen ergibt dann ein grafisches Bewertungsprofil (siehe Anlage).

Wichtig bei der Bewertung von Portfolios ist der Schwerpunkt auf die Reflexion der eigenen Arbeit. Wir wissen aus der Schulforschung, dass die Reflexion und die Metaebene sehr wichtig für den Lernerfolg ist.

Portfolios können sehr schön zu Hause gemacht werden. Dabei fotografieren die Schüler_innen die Passagen aus ihrem Heft ab und fügen sie in eine Textdatei ein. Das Foto wird dann mit einer Einleitung und einem Schlusskommentar versehen. Fehlendes wird ergänzt. Am Ende des Portfolios wird die Gesamtreflexion geschrieben. Die Schüler_innen geben das Portfolio als pdf-Dokument bei mir ab, am besten in einem Aufgabentool.

Agiles Lernen in der Schule

Agiles Arbeiten scheint ganz schön hip zu sein. Hört sich auch modern und dynamisch an. In allen Bereichen, wo es um Projekte geht, wird das Wort „agil“ gerne oft benutzt. Kaum eine Stellenausschreibung, in der nicht Kenntnisse im „Agilen Projektmanagement“ gefordert werden.

Das hat mich neugierig gemacht. Kurz erzählt, kommt das agile Arbeiten aus der App-Entwicklung Anfang der 2000er Jahre. Man stellte im hochdynamischen Prozess der Programmierung fest, dass die klassischen Projektpläne zu starr für einen Prozess sind, wenn man sich laufend auf neue Anforderungen und sich verändernde Rahmenbedingungen einstellen muss.

Während des Sprints

In einem „Agilen Manifest“ wurden 2001 die Grundlagen agilen Arbeitens festgelegt:

  • Individuals and interactions over processes and tools
  • Working software over comprehensive documentation
  • Customer collaboration over contract negotiation
  • Responding to change over following a plan
  • Quelle: Projektmagazin

Kurz gesagt: Die Beziehung, der Prozess und das kreative Ergebnis stehen über Regeln, Verträge, Kontrolle und Plan.

Würde diese Haltung nicht auch für das Lernen in der Schule einen sinnvollen Paradigmenwechsel darstellen, habe ich mich gefragt.

Über die Projektplanung eines Schülerkongress an der Oberstufe bin ich an die Software Trello gekommen. Seit Anfang dieses Schuljahres benutze ich für die Planung in der Profilklasse im Jahrgang 12 das Kanban-Board von MeisterTask. Dann habe ich das Buch von Peter Brichzin u.a. Agile Schule gelesen. Dort beziehen sich die Autoren hauptsächlich auf den Informatikunterricht, mich interessieren natürlich die Möglichkeiten agilen Arbeitens im Projektunterricht. Oder: Wie kann man „normalen“ Unterricht projektorientierter gestalten?

Auf Anregung durch eine Workshop von Uta Eichborn und ihrer Kollegin auf dem Kongress BildungDigitalisierung in Berlin habe ich mit meiner Profilklasse „Artenschutz“ einen Kurzworkshop „Eine Stadt bauen“ durchgeführt. Einen Haufen Pappe, Klebe, Cuttermesser und Scheren habe ich bereitgestellt, um mit den Schüler_innen nach agilen Prinzipien eine Stadt in 90 Minuten zu bauen. Die Gruppen wurden ausgelost, Project Owner und ScrumMaster bestimmt, Handout:

Sprint 1

Die Product Owner formulierten mit der User Story die Anforderungen für die zu bauende Stadt an die Teams. Der Workshop wurde in drei gleich ablaufenden Sprints aufgeteilt, die klar zeitlich getaktet waren (siehe Handout). Die Produktionszyklen der Stadt aus Pappe wurde im Time Boxing festgelegt. Nach jedem Zyklus (Sprint) bewerteten die Auftraggeber (Product Owner) das Zwischenergebnis und gaben Tipps an die Teams. Nach drei Zyklen sollte die Stadt fertig sein und die Product Owner begutachteten die Ergebnisse.

Zentrum der Planung war das Kanban Board. Hier werden die zu erledigenden Aufgaben auf Post its geschrieben. Das Board umfasst die Spalten „to do“, „Doing“ und „done“.

Das Board

Aus dem Backlog werden die Aufgaben einer Person zugeordnet, die für sie verantwortlich ist. Im Stand up werden die Post its für den nächsten Sprint in die Spalte „to do“ geklebt. Im Sprint kommen die Kleber in die Spalte „doing“. Was fertig ist, wandert in die Spalte „done“.

Jede Gruppe führt ihr eigenes Board

In einer Doppelstunde haben die Schüler_innen beeindruckende Ergebnisse produziert. Die Arbeit war sehr konzentriert und effektiv. Durch das Timeboxing kam auch etwas sportlicher Ehrgeiz ins Spiel.

Die Ergebnisse
Die Ergebnisse

Ich finde agiles Lernen eine spannende Haltung für das Lernen in der Schule. Eine offene, kreative, flexible Haltung kommt einem individuellen Lernverständnis deutlich näher als ein Kursunterricht, in dem alle im gleichen Takt gehen müssen. Die Schüler_innen sind trotz kurzer Zeit zu guten Ergebnissen fähig.

Vielen Dank an die 12I der Stadtteilschule Niendorf in Hamburg.

Weitere interessante Beiträge zum Agilen Lernen finden sich auch auf den Seiten der Bildungspunks.

Lernen organisieren mit MeisterTask

Am Anfang des Schuljahres war die von mir in meinen Lerngruppen benutzte Lernplattform abhanden gekommen. Die Schule unterstützte die Nutzung nicht mehr. Ich war dadurch auf der Suche nach etwas neuem.

Für ein zeitgemäßes Lernen braucht man aus meiner Sicht eine Lernplattform, auf der man das Lernen für die Lerngruppe organisiert, auf die alle Lernende zugreifen können und einen individuellen Zugang zum Lernen bietet. Sie sollte mehr sein als eine einfache Dateiablage. An meiner Schule arbeiten wir mir iServ, was eine gute Kommunikation und eine Dateiablage bietet. Aber zu einer Lernplattform eignet sich eigentlich nicht.

Vor einigen Jahren habe ich einen Schülerkongress mit Trello organisiert, die Schüler_innen haben die Projektplattform gut angenommen und selbstständig ihr Projekt organisiert (siehe Beitrag von mir weiter unten). Doch Trello steht in den USA und entzieht sich dem europäischen Datenschutzrecht. Ich bin auf MeisterTask gestoßen, ebenfalls ein Projektplanungtool, das seine Server in Frankfurt stehen hat. Also habe ich in meinem Projektkurs in der Klasse 12 MeisterTask ausprobiert.

meistertask

Das Board ist Aufgebaut wie ein SCRUM-Board mit vorgefertigten Spalten offen, in Arbeit und Erledigt. Man eigene weitere Spalten hinzufügen. Jede Aufgabe bekommt eine Karte, auf der die notiert wird. Auf dieser Karte werden dann Beschreibungen, Checklisten und Dokumente hinterlegt, die für die Aufgabe nötig sind.

meistertask Aufgabe.

Nach etwas Eingewöhnung haben die Schüler_innen das Board gut angenommen. Gut ist, dass das Tool eine App hat, mit der man vom Smartphone und iPad arbeiten kann. Alle Lernaktivitäten kann ich jetzt von jedem beliebigen Ort aus vorbereiten und organisieren. Viele Lernende, die mit iPads arbeiten, geben ihre Aufgaben über das Board ab. Dafür habe ich die Spalte Abgabe eingerichtet. Es ist auch sehr wünschenswert, dass alle Lernende sehen, was ihre Mitschüler_innen gemacht haben.

Für die Projektarbeit habe ich weitere Spalten eingerichtet. Jede Projektgruppe hat eine eigene Spalte, in der sie ihre Aufgaben organisiert. Jeder kann alles sehen, und ich kann den Projektfortschritt für jede Gruppe übersehen und über die Kommentarfunktion weitere Tipps geben. In diesem Projekt arbeiten wir an der Untersuchung der Lebensbedingungen in Hamburger Stadtteilen. Bildschirmfoto 2019-09-19 um 16.10.09

Man kann jede Aufgabe einem Lernenden zuordnen. Leider ist die Zuordnung zu mehreren Schüler_innen nicht möglich. Jede_r Nutzer_in hat ein persönliches Board, auf dem er/sie sich die Aufgaben selbst organisieren kann.

MeisterTask ist in der Basisversion kostenlos. Die Pro-Version, die auch eine Teamfunktion enthält, ist dann schon mit 8,25€ pro Monat relativ teuer. Ich arbeite jetzt seit vier Wochen mit MeisterTask und mir scheint es ganz gut geeignet, Lernprojekte in einer Klasse zu organisieren. Wenn ich in den Klassenraum komme, öffne ich zuerst das Board, um in einem Stand up den Stand der Arbeit mit den Schüler_innen zu besprechen.

Ich bin gespannt auf Erfahrungen anderer Anwender.