Die etwas altmodisch wirkende Aussage: „Wir führen unsere Schüler zum Abitur“ wirkt unter dem Blickwinkel des „Lerncoachings“ gar nicht mehr so altbacken. Junge Menschen zu einem erweiterten Schulabschluss zu führen, beinhaltet die „Haltung“, sie auf diesem Weg zu begleiten und möglichst zum Erfolg zu führen. Dabei nehmen wir als Lehrer die Haltung ein, die gesamte Persönlichkeit der jungen Menschen in den Blick zu nehmen. Der „Fachblick“, den Lehrer oft einnehmen, tritt dabei zurück.
Die Haltung „Schüler zum Abitur führen“ nimmt bewusst möglichst viele Faktoren in den Blick, die in dem System, in dem sich die Schüler bewegen, eine Rolle spielen:
- Die bisherige Lernbiografie: Welche Stärke und Schwächen hat der Schüler
- Die Unterstütung in der Familie oder anderen Bezugsgruppen: Wer gibt Unterstützung? Wie können Hemmnisse abgebaut werden?
- Die institutionellen Anforderungen der Schule: formale Anforderungen der Fächer und der Prüfungen; aber auch: Fördermöglichkeiten und Unterstützungen
- Ressourcenorientierung: Welche Potentiale können aktiviert werden? Welche Möglichkeiten liegen noch brach und müssen noch entdeckt werden? Welche Stärken sind vorhanden? Wie können die persönlichen Ressourcen aktiviert werden?
- Ziele und Wege: Ist das Abitur wirklich das anzustrebende Ziel? Gibt es Alternativen, die dem Leistungsvermögen der Schüler besser entsprechen? Welche Anschlussmöglichkeiten bestehen.
Im Sinne einer konstruktivistischen Didaktik halte ich zwei Haltungen für wichtig:
1. Lernen ist ein unbestimmter Prozess (Rolf Arnold); er verläuft nicht linear und ist von vielen meist unbestimmbaren Faktoren bestimmt. Die Haltung zu dieser Erkenntnis ist, möglichst günstige lernförderliche Bedingungen für das erfolgreiche Lernen zu schaffen.
2. Übergang von einer defizitorientierten zu einer potentialorientierten Haltung. Welche Möglichkeiten haben die Schüler? Sie beinhaltet aber auch, gemeinsam mit dem Schüler Ziele zu entwickeln, die zu diesem Protenial passen. Es muss nicht
immer das Abitur sein.
Sollten wir nicht zu allererst eine haltung einnehmen, die schüler einzuladen, sich der gedankenwelt eines faches zu öffnen? Verhindert die weitverbreitete haltung, „die Schüler sollen…“ nicht genau diese öffnung für die ideenwelt, die dem fach zugrunde liegt? Mir scheint diese haltung der “einladung “ eine Voraussetzung für eine gelingendes lernen zu sein.
Natürlich hatte Lernen auch immer die “Mühen der ebene “. Aber diese Mühen sind leichter zu bewältigt, wenn man weiß, warum.
Ich höre gerade eine gute Haltung:
„Bitte Kinder und Jugendliche nicht beim Lernen stören“