http://www.zeit.de/2013/02/Paedagogik-John-Hattie-Visible-Learning
Der Lehrer – und die Lehrerin – sind die entscheidenden Faktoren für ein erfolgreiches Lernen, lese ich in dem ZEIT-Artikel über den neuseeländischen Bildungsforscher John Hattie. Internetbasiertes Lernen schadet nichts – bringt aber auch nichts. Nun habe ich in letzter Zeit versucht, mich als zentralen Akteur des Unterrichts zurückzunehmen und versucht, den SchülerInnen Raum und Hilfen für das selbstständige Lernen an die Hand zu geben. Und dazu habe ich auch noch die Tools des Web 2.0 benutzt.
Alles falsch gemacht? Bei näherer Überlegung sehe ich aber gar nicht mehr so viele Widersprüche zu den empirischen Erkenntnissen aus den Studien von Hattie. Zwar hat Hattie ein Ranking zur Wirksamkeit von Lernmethoden aufgestellt, aber entscheidend bleibt doch der sinnvolle Methoden-Mix. Und da hilft die Bewertung von Hattie wirklich weiter. Die für die Lerngruppe sinnvolle Auswahl von Lernmethoden und die individuelle Anpassung an die einzelnen Schüler verlangt die Kunst des Lehrers und der Lehrerin. Und hier hat der Satz aus dem ZEIT-Artikel seine Richtigkeit: „Auf den guten Lehrer kommt es an“. Die geschickte Kombination aus verschiedenen Zugängen zum Lernen inszeniert die Lehrperson. Sie bietet ein breites Repertoir an Lernmöglichkeiten an. Sie gibt Feedback und bestärkt und lobt bei den Lernfortschritten. Und sie weiß um die Wirksamkeit von den Lernmethoden. In diesem Sinne muss der Lehrer „gut sein“.
Was an unseren Schulen wirklich fehlt, ist die offene Diskussion der Qualität von Unterricht und Lernsituationen. Die meiste Zeit wird über Inhalte gesprochen – und was die Schüler nicht gelernt haben. Fast nie wird über die Qualität von Unterrichtsarrangements und Lehrerhandeln gesprochen. Jeder steht allein in der Klasse. Kollegiale Hospitationen scheinen bei dem eng getackteten Stundenplan kaum möglich. Und wir haben kaum Instrumente, unser eigenes Handeln zu reflektieren und auszuwerten.
Hier sehe ich die große Chance: Lasst uns über Qualität des Lernens an der Schule sprechen. Welche Dinge befördern das Lernen, welche behindern sie? Wie können wir unser eigenes Handeln verbessern, wie können wir als Organisation besser werden? Woran können wir erkennen, ob wir gut sind und wo wir uns verbessert haben?
»Ein guter Lehrer sieht den eigenen Unterricht mit den Augen seiner Schüler«, sagt Hattie.