Wikipedia kennt jeder und nutzt jeder. Aber ein Wiki selber machen, und das mit Schülern – wie geht das? Und wozu? Ich möchte das aus meiner Lehrpraxis berichten.
Ich benutze ein Wiki als einen Wissensspeicher für die Schüler. Dieser Wissenspeicher fängt mit einer leeren Seite an und füllt sich langsam mit dem Unterrichtsfortschritt. So können die Lernenden sehen, was an Wissen alles dazu kommt.
Ein Wiki ist neben den persönlichen Aufzeichnungen und Notizen eine kollektive Form der Wissensaufbereitung. Das besondere daran ist, dass sich jeder Nutzer aktiv mit dem vorhandenen auseinander setzen muss. Er muss sich fragen, was fehlt noch an Informationen, was kann ich noch beitragen. Das führt meiner Meinung nach zu einer viertieften Auseinandersetzung mit dem Lernstoff und führt zu nachhaltigerem Lernen.
Gleichzeitig müssen die Lernenden alles, was im wiki steht, kritisch hinterfragen. Das wiki gibt ja immer nur den derzeitigen Lernstand der Gruppe wider, also durchaus noch fehlerhaft und unvollkommen sein kann. Aber dieses kritische Hinterfragen ist für mich ein wichtiger Lernschritt.
Alle Schüler müssen sich an dem Wiki beteiligen. Ich erwarte einen Beitrag pro Thema. Ich bewerte aber die Einträge nicht, damit alle den Mut haben, etwas zu schreiben. Ich habe festgestellt, dass es doch einige Hemmnisse gibt, etwas eigenes öffentlich (wenn es auch nur klassenöffentlich ist) aufzuschreiben. Jeder Eintrag wird mit dem Namen des Autors versehen.
Meine Aufgabe als Lehrender ist die Strukturierung und Qualitätskontrolle des Wikis. Ich lege die Überschriften fest, schreibe die Begriffe für den Glossar hinein, füge Fotos hinzu. Falsche Informationen korrigiere ich.
Wikis im Internet sind Betriebssystem unabhängig. Sie können also mit jedem Computer oder Tablet bedient werden. Das Prinzip „Bring your own device“, in dem die Schüler ihre eigenen Geräte mit in die Schule bringen, bietet sich also an. Es ist auch nicht sinnvoll, mit allen Schülern gleichzeitig an einem Wiki zu arbeiten, da dann das Wiki mit dem schnellen Speicherrhythmus und den verschiedenen Versionen durcheinander kommt. Ich habe gute Erfahrungen gemacht, immer einen Schüler zum Wiki-Beauftragten zu machen, der dann die Arbeitsergebnisse ins Wiki einträgt. Das kann dann ja anschließend von anderen ergänzt und verbessert werden. Wenn man einen Beamer in der Klasse hat, kann das Ergebnis auch gleich angeschaut werden. Einträge in Wikis eignen sich auch sehr gut als Hausaufgabe.
Woher bekommt man nun ein Wiki? Ich habe das Glück, dass in Hamburg und Schleswig-Holstein den Schulen eine Lernplattform zur Verfügung gestellt ist, die für jeden virtuellen Klassenraum ein Wiki enthält. Wer so etwas nicht hat, kann bei http://www.zum.de ein Wiki für seine Klasse anlegen.
In jedem Wiki lassen sich viele Unterseiten anlegen. Es bietet sich natürlich an, dass jedes Thema eine eigene Seite bekommt. Aber es könnte auch jeder Schüler eine eigene Seite bekommen, und man könnte einen kleinen Wettbewerb zur Gestaltung der schönsten und informativsten Seite machen.
Ein pdf-Beispiel eines Wikis zur Stadtgeografie findet sich hier: Profil_MenschWelt_14_16_Main_Stadtgeografie