Die Oberstufe der Winterhuder Reformschule wird eine Projekt-Oberstufe.

Einstiegsprojekt des Profils 13 kulturell: vor Goethes Gartenhaus in Weimar

„Augen zu und durch“ war ein Motto, das mir ein 13-Klässler nannte, mit dem er sein letztes Schuljahr beginnen wollte. Der Sinn der Oberstufe scheint für viele Schülerinnen und Schüler in dem möglichst stressfreien Erreichen des „Reifezeugnis“ zu sein.

Wenn man sich den Dschungel der Belegauflagen, Prüfungsrichtlinien in den Ausbildungs- und Prüfungsordnungen und der großen Zahl von Fächern, die ohne Zusammenhang ihre hohen Anforderungen definieren; dann kann man schon mal an das „schnell durch“ denken.

Dabei kann die Oberstufe ein wichtiger Raum für junge Menschen sein, wichtige Erfahrungen und Auseinandersetzungen auf einem hohen Niveau zu machen. Allein beim Abarbeiten von Bildungsplänen darf es allerdings nicht bleiben. Ein solides Fachwissen ist immer hilfreich, aber eigentlich geht es um den Sinn des eigenen Handelns.

Wir glauben an der Winterhuder Reformschule, dass sich sinn-geleitetes Lernen am ehesten in Projekten verwirklichen lässt. Neben den traditionellen „Einstiegsprojekten“ und den „Lernexpeditionen“ (Lex-Woche) kommt in diesem Schuljahr die „Semesterprojekte“ in der Oberstufe hinzu.

Das Besondere an den Einstiegsprojekten in den ersten drei Wochen des Schuljahres ist die Planung durch den „Projektrat“, der sich aus Schülerinnen und Schülern zusammensetzt. Der Projektrat organisiert mit Unterstützung von zwei Lehrkräften die Einstiegsprojekte und versucht aus den Interessen der Schüler_innen und den Expertisen der Lehrendenden interessante Projektideen zusammenzustellen. Die Schüler_innen wählen dann aus dem Angebot ihr Projekt aus. Am Ende werden die Projekte in einem „Projektfest“ an einem Donnerstag Abend für Eltern und Schulöffentlichkeit präsentiert.

Während die Lehrenden notenfreie Projekte im Kopf hatten, haben die Schüler_innen vor einigen Jahren die Bewertung der Projekte eingefordert, weil wirklich viel Arbeit in sie hineingesteckt wird. Seit dem werden die Projekte als eine Klausurersatzleistung in einem passenden Fach gewertet.

Die Lernexpedition (LEX-Woche) ist für die Schüler_innen die Möglichkeit, eine Woche lang ein eigenes Lernvorhaben umzusetzen. Dabei gibt es keine Vorgabe seitens der Schule. Die Projekte werden angemeldet, mit den Lehrenden beraten und genehmigt. Eine Bewertung oder Kontrolle findet nicht statt. Lernexpeditionen können beispielsweise das Lernen eines Musikinstruments sein, Vertiefen einer Fremdsprache, das Lesen eines besonderen Fachbuchs oder auch die Durchführung eines intensiven Trainingsprogramms. Am Ende geben die Schüler_innen eine Reflexion ihrer Woche beim Seminarlehrenden ab.

Um auch den normalen Fachunterricht auf Grundlage der Bildungspläne stärker projektorientiert durchzuführen, starten wir in diesem Schuljahr mit den Semesterprojekten. In ihnen sollen die Fachinhalte mehrerer Fächer innerhalb eines Projekts entwickelt werden. Das ist auch für die Lehrenden als „Projektdesigner“ eine herausfordernde Aufgabe, weil die Bildungspläne auf dem traditionellen Unterricht aufbaut. Einerseits verpflichtende Inhalte und andererseits offene, variable Lernformen in einem Projekt zu vereinbaren, bedarf einiger Gedankenarbeit. Sie bietet aber auch die Chance, den Nutzen von Fachwissen für die Lösung von Zukunftsproblemen einzusetzen, und nicht nur als eine Wissensanhäufung für die nächste Klausur.

Wichtig ist deshalb bei den Semesterprojekten, dass als Ergebnis des Projekts ein Vorschlag für eine Verbesserung eines gesellschaftlichen Problems steht. Die Projekte sollen für die Lösung von „echten“ Problemen stehen und den Nutzen von Fachinhalten für die Lösung dieser Probleme deutlich machen.

Ich habe hier in meinem Blog schon mehrere Semesterprojekte, die ich durchgeführt habe, vorgestellt. Jetzt an der Winterhuder Reformoberstufe hat sich eine ganze Abteilung auf den Weg gemacht, das Projektlernen zu stärken. Durch die drei Bausteine bekommen die Projekte ein deutliches Gewicht im Lernen an der WiR. Trotzdem kann auch die Reformschule nicht aus den engen Anforderungen der Ausbildungsordnung ausscheren und es bedarf immer wieder viel Kreativität, pädagogische Ansprüche und formale Anforderungen auszutarieren.

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