Schüler_innen in Aktivität bringen, das ist in vielen Unterrichtsstunden ganz schön schwer. Sie erwarten motiviert, unterhalten, ermahnt zu werden. Der Antrieb zum Lernen kommt in der Schule meist von außen.
Ich möchte dieses „von-außen-motivieren“ gerne umdrehen, weil ich glaube, dass sich die Lernwirksamkeit erhöht. Ich mache mir allerdings auch keine Illusionen, dass für alle Dinge, die gelernt werden, eine intrinsische Motivation aufzubauen ist. Trotzdem sagen mit Schüler_innen immer wieder, wenn sie selbstbestimmt lernen können, haben sie mehr Spaß und sind postiver eingestellt.
Um ein selbstbestimmteres Lernen zu ermöglichen, arbeite ich seit einiger Zeit mit Arbeitsplänen. Das sind Listen von verschiedenen Aufgaben, mit denen sich die Schüler_innen ein Thema erarbeiten können. Sie beinhalten alle Aktivitäten des Lernens, in den Stunden wie auch den Hausaufgaben. Die Schüler_innen bearbeiten die Arbeitspläne selbstständig und in eingenem Tempo. Ich achte darauf, dass die Aufgaben eines Arbeitsplanes sehr abwechslungsreich sind. Übungsaufgaben in Einzelarbeit gehört genauso dazu wie die Diskussion in einer Dreiergruppe. Für mich als Aufgabengestalter hat ein Arbeitsplan auch den Vorteil, dass ich verschiedene Zugänge zu einem Thema ermögliche und eine große Bandbreite an Methoden bereit stelle.
Die Arbeitspläne werden zu einem bestimmten Zeitpunkt abgegeben, sie werden in das Abgabefach in der Klasse gelegt. Ich bewerte die Bearbeitung quantitativ: Man bekommt einen „Haken“, wenn man den AP vollständig abgegeben hat. Ich finde, dass das Erarbeiten eines Themas ein bewertungsfreier Raum sein sollte, in dem es keine Sanktionen nach sich zieht, wenn man Fehler macht. Hier sollten Fehler bewusst möglich sein.
Am Anfang meiner zwei Jahre in der Profilklasse Mensch-Welt in der 12 und 13. Klasse gab es viel Wiederstand gegen die Arbeitspläne. Es gab Abstimmungen im Klassenrat zur Abschaffung von Arbeitsplänen. Eine Zeitlang habe ich dann wieder Einzelaufgaben gestellt. Den Schüler_innen war es sehr lästig, selber für ihre Lernarbeit zuständig zu sein. Zum Abschluss der Klasse hatte sich das Meinungsbild aber gewandelt. Man schätzte die selbstständige Arbeitsform und das gute Gefühl, etwas geschafft zu haben, wenn ein Arbeitsplan beendet wurde. Bei Einzelaufgaben verschwand der Erfolg im großen Strom der täglichen Aufgaben.
Ich sehe mich mit den Arbeitsplänen auch in Einklang mit Herrn Hattie, der der Direkten Instruktion eine hohe Wirkungsmächtigkeit zugeordnet hat. Lernerfolg hängt an guten Aufgaben und daran, dass die Schüler_innen wissen, was von ihnen verlangt wird. Direkte Instruktion darf ja nicht als Aufforderung zum Frontalunterricht alter Prägung missverstanden werden.
Manchmal arbeite ich auch mit Forschungsplänen, in denen die Aufgaben für eine ganze Unterrichtseinheit aufgelistet sind. Hier ist der Selbstständigkeitsgrad nicht so hoch, aber fehlende Schüler_innen haben eine gute Möglichkeit, versäumte Aufgaben nachzuholen.
Wenn Schüler an ihren Arbeitsplänen arbeiten, mache ich keine Pause. Ich stehe dann zur Unterstützung und Hilfe zur Verfügung. Und Arbeitspläne schließen ja Diskussionen, kooperative Lernprozesse und auch Lehrervorträge nicht aus. Ich sehe sie als einen guten Beitrag zu einem schülerzentrierten Lernsetting. Gute Arbeitspläne enthalten immer eine freie Zeile, in denen sich die Schüler_innen eine selbstgestellte Aufgabe geben. Geoökosys APs Gletscher
Forschungsplan Klima 11