In der letzten Woche bin ich mit meinen Schülern, wie schon öfter, an die Schnittstelle von linearem und vernetzten Lernen gestoßen. Ich sehe als eines der Chancen des digitalen Lernens die Möglichkeit, stärker ein vernetztes Lernen zu ermöglichen, da die Lernressourcen dauernd verfügbar sein können. Ich arbeite deshalb mit Arbeitsplänen, auf denen die Lernaufgaben zu einem Themenfeld verzeichnet sind und die die Schüler selbstständig erarbeiten können (ganz analog). Ich achte darauf, dass die Aufgaben eines Arbeitsplanes verschiedene Sichtweisen und Erarbeitungsmöglichkeiten auf den Lerngegenstand enthält. Gleichzeitig stehen die Aufgaben in unserm Lernportal im Internet zur Verfügung. Lernergebnisse werden im wiki zusammengefasst.
Nun beschweren sich die Schüler, dass ihnen dieses Verfahren zu kompliziert sei. Sie wüssten nicht, was sie zuerst machen sollen und was für die nächste Stunde gebraucht werde. Sie forderten, ich solle es wieder wie die anderen Lehrer machen, die allen eine klar definierte Hausaufgabe aufgeben, die am Anfang der nächsten Stunde abgefragt wird.
Darüber nachdenkend erkenne ich, wie starkt die Schüler noch in der linearen Lernkultur (wie ich sie auch im Referendariat gelernt habe) mit „Problemaufriss > Erarbeitung > Sicherung > Hausaufgabe“ für alle im gleichen Zeitschritt verhaftet sind. Problemlösendes, vernetztes Denken? Gar nicht erwünscht. „Sagen Sie uns doch einfach, was wir lernen sollen, dann machen wir das!“, höre ich von meinen Schülern.
Schüler können nicht besser sein als ihre Schule. Wenn sie 10, 12 Jahre in eine Institution gegangen sind und in ihr große Teile ihres Lebens verbracht haben, werden sie die Prinzipien dieser Institution verinnerlichen. Wenn Schule lineares Lernen betreibt, werden auch die Schüler lineares Lernen sinnvoll finden. Ich glaube jedoch, dass die Bewältigung von Zukunftsaufgaben ein vernetztes Denken nötig ist, um die Probleme der Zukunft zu bewältigen.
Es braucht also einen langen Atem, Lernen vom linearen Denken hin zum vernetzen Denken zu entwickeln. Dabei ist das Internet sicher hilfreich. Sobald ein Arbeitsauftrag für eine Gruppenarbeit vergeben ist, erstellen die Schüler eine whatsapp-Gruppe. Sie legen also einen Grundstein für eine Vernetzung.
Weiter so.