Seit einer Woche arbeite ich mit der Hälfte meiner Klasse zusammen in einem Raum in der Schule. Die andere Hälfte sitzt zu Hause an ihren Aufgaben. In der nächsten Woche werde ich die zweite Gruppe in der Schule begrüßen können, die erste bleibt dann zu Hause. Schule in Corona-Zeiten.
Das hört sich nach der klassischen Struktur des Unterrichts seit Jahrzehnten an: Im Unterricht werden Inhalte erklärt, nachgefragt, diskutiert, dann geht es mit Hausaufgaben nach Hause, die die Schüler_innen dann an ihrem heimischen Schreibtisch bearbeiten. Sie kommen damit dann in die nächste Stunde, die damit beginnt, dass Hausaufgaben vorgelesen werden (einer spricht, alles schläft).
Ist das nach den sechs Wochen Erfahrung im digital unterstützten Fernlernen noch zeitgemäß?
Ich überlege, wie man Präsenz-Lernen und Heim-Lernen zusammenführen kann. Wir sollten doch die Erfahrungen, die wir die letzten Wochen gemacht haben, nicht einfach wieder ablegen, und zu der alten Schule zurückkehren. Mal einen kurzen Überblick über diese Erfahrungen:
- die jungen Leute haben ganz viele Selbstorganisation-Erfahrungen gemacht
- sie haben den Wert von direkter, analoger, unmittelbarer Kommunikation gespürt. Es ist etwas schönes, in die Schule zu gehen und die Lehrenden und Mitschüler zu treffen.
- Es gibt eine große Gruppe von Schüler_innen, die mangels Endgeräte vom Lernen abgekoppelt sind.
- Es gibt eine weitere große Gruppe, die aufgrund mangelnder Selbstorganisation oder familiärer Unterstützung nicht die Aufgaben der Schule nicht bearbeiten konnten.
Die Zusammenführung von Präsenz- und Heim-Lernen, so meine Idealvorstellung, baut aufeinander auf. Jede Gruppe gibt ihre Ergebnisse weiter und veröffentlicht diese in den entsprechenden Tools. Damit wird gemeinsam an den Themen und Aufgaben gearbeitet, jedoch nicht synchron wie im normalen Unterricht, sondern asynchron.
Nach einer Woche kann ich folgendes sagen:
- Ich gebe jeden Morgen um 9.00 einen Morgengruß an alle Schüler über das Forum heraus, wo ich den Stand der Arbeit beschreibe
- Ich gebe jeden Morgen eine Tages-Denk-Aufgabe, zu der die Schüler Stellung nehmen sollen (im Forum für die Heim-Schüler und in der Schule für die Präsenz-Schüler)
- Die Lernaufgaben werden über MeisterTask organisiert.
- Die Präsenzgruppe legt vor, die Ergebnisse werden auf Flipcharts geschrieben und abfotografiert
- Die Präsenz-Gruppe legt den Schwerpunkt auf das gemeinsame Besprechen
- Die Heim-Gruppe hat ihren Schwerpunkt im Bearbeiten der Aufgaben.
- In der zweiten Woche dreht sich der Schwerpunkt um, wobei die zweite Präsenzgruppe von der Vorarbeit profitiert.
- Meine Inputs nehme ich mit explain everything auf und stelle sie zur Verfügung. Dabei nutze ich die Ergebnisse der ersten Präsenzgruppe.
In der kommenden Woche werden wir auch eine Präsentationsleistung von einem Schüler aus der Heim-Gruppe bekommen, die wir gemeinsam, in der Schule und zu Hause anschauen werden.
Mein Fazit bisher:
Ich muss gut koordinieren!
Ich muss die Aufgabenkarten und die Ergebnisssicherungen schnell auf den neuesten Stand halten.
Ich muss gut den Überblick halten.
Es ist schon einiges an Arbeit, aber vielleicht, weil ich es noch nicht gewohnt bin, in zwei Ebenen zu denken.